Kasseler Innenstadt trotzt Einkaufszentren
In den zwölf Monaten, seit das neue Ratio-Land in Baunatalin Betrieb ist, haben weder der Einzelhandelsverband noch die City-Kaufleute nennenswerte Umsatzverschiebungen zu Lasten des Stadtzentrums registriert.
Auch durch das erweiterte Dez in Niederzwehrensei dies nicht zu erwarten, sagt Martin Schüller, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Hessen-Nord. Er weist darauf hin, dass der „marginalen“ Vergrößerung des Einkaufszentrums ein ungleich stärkerer Zuwachs neuer Einzelhandelsflächen in der City gegenüberstehe. Allein die Ansiedlungen von Peek & Cloppenburg am Königsplatz, von Sport Scheck gegenüber auf dem Overmeyer-Grundstück sowie die Umbauten im Kaskade-Haus würden flächenmäßig aufwiegen, was in Dez (plus 4000 Quadratmeter) und Ratio (plus 8000) zusammen zusätzlich entstanden ist.
Laut Schüller sind in jüngerer Zeit „viel mehr Investitionen in die City geflossen als in den Außenbereich“. In bester Innenstadtlage würden Ladenmieten bis 100 Euro (zum Vergleich: Gießen 55 Euro) pro Quadratmeter verlangt, dennoch gebe es praktisch keine Leerstände. Das zeige, dass sich die hohen Mieten auch mit entsprechenden Umsätzen erwirtschaften ließen. Der Einzelhandelsverband rechne damit, dass sich die positive Entwicklung mit dem Ausbau der vorderen Friedrich-Ebert-Straße fortsetze.
„In der Innenstadt hält mehr und mehr die Qualität Einzug“, sagt Kaufhof-Chefin Brigitte Kritzner, Vizevorsitzende der City-Kaufleute. Für ihr Haus hätten Postleitzahl-Stichproben keine Hinweise erbracht, dass sich die Kundschaft seit der Ratio-Vergrößerung anders orientiert hätte. Eher im Gegenteil: Seit der neuen Tram-Anbindung nach Vellmar habe Kaufhof Kunden aus dieser Richtung hinzugewonnen.
Von Axel Schwarz