Studie zu Stadtzentren: Note 3+ für Innenstadt

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Zentrum für viele Zwecke: 56 Prozent der Befragten sehen Kassels Innenstadt nicht nur als Ort für tägliche Besorgungen, sondern ebenso als Ziel für Freizeit und Stadtbummel. In der Bildmitte verläuft die Königsstraße vom Friedrichsplatz bis zum Holländischen Platz. Foto:  Koch

Kassel. Kassels Innenstadt punktet laut einer bundesweiten Studie mit einer guten Erreichbarkeit und einem überdurchschnittlich hohen Freizeitwert. Kritik gab es dagegen wenig.

Neben der guten Erreichbarkeit und dem Freizeitwert ist das Publikum im Stadtzentrum vergleichsweise jung. Das sind Ergebnisse aus der Untersuchung „Vitale Innenstädte“, die am Dienstag bei der Kasseler Industrie- und Handelskammer (IHK) vorgestellt wurde.

Unter Federführung des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) wurden an zwei Stichtagen im Herbst 2014 in 62 deutschen Städten insgesamt 33.000 Menschen befragt, wie sie das örtliche Angebot bewerten und welche Wünsche offen bleiben. In Kassel wurden 783 Interviews geführt.

Bei der allgemeinen Zufriedenheit vergaben die Befragten die Schulnote 3+, womit Kassel genau im Durchschnitt aller untersuchten Städte liegt. Das drückt „keine Begeisterung, aber durchaus Zufriedenheit aus“, sagte Carsten Heustock vom Geschäftsbereich Stadtortpolitik der IHK. Er verwies darauf, dass zwei Drittel der in Kassel Befragten überhaupt nichts im Sortiment des innerstädtischen Einzelhandels vermissen würden.

Die Resultate für die documenta-Stadt wurden bei der Auswertung mit Städten ähnlicher Größe verglichen – etwa Saarbrücken, Bremerhaven, Regensburg und Osnabrück. In diesem Vergleich ist der Anteil der Bus- und Bahnnutzer in Kassel um die Hälfte höher als anderswo. Etwas über dem Durchschnitt liegt die Zufriedenheit mit dem Parkplatzangebot in der City, und Park & Ride wird häufiger genutzt als in den anderen Städten. Dafür, so die Studie, wird in der Nordhessenmetropole seltener als andernorts zu Fuß gegangen oder Rad gefahren.

Kassel erstmals dabei

Nicht der Vergleich sei aber entscheidend, sagte City-Managerin Anita Bodenbach, sondern „dass wir zum ersten Mal Planungs- und Vergleichsdaten haben“. Bei der vorigen bundesweit vergleichenden Einzelhandelsbefragung des IFH im Jahr 2008 war Kassel nicht dabei gewesen.

Interessantes zeigen die Antworten zur Konkurrenz von Internet- und stationärem Einzelhandel auf: Fast 80 Prozent der in Kassel Befragten gaben an, sie kämen trotz der Möglichkeit, online einzukaufen, genauso oft in die Innenstadt wie zuvor. Gut die Hälfte von ihnen sagte, sie kaufe im Netz überhaupt nichts. Und etwa jeder Sechste gab an, er nutze die Möglichkeit, Waren online zu bestellen und diese dann in Geschäften der Innenstadt abzuholen. Daran könne man sehen, „dass die Verknüpfung zwischen Online- und stationärem Handel einen immer höheren Stellenwert einnimmt“, sagte Oliver Stöhr, Projektleiter für die Studie bei der IHK.

Petra Feist-Dietrich, Sprecherin der City-Kaufleute, wies darauf hin, dass der persönliche Einzelhandel auch eine soziale Funktion für die Menschen habe, die in der Untersuchung so nicht abgebildet werde. Gemeinsam mit der Stadt müsse – zum Beispiel durch eine gastronomische Belebung – mehr für die Aufenthaltsqualität getan werden, forderten Feist-Dietrich und City-Kaufleute-Vorsitzender Gerhard Jochinger.

Von Axel Schwarz

(Artikel aus der HNA vom 28.01.2015)